E-Mail schreiben

0451-12285700

Segeltörn auf der Luciana in die dänische Südsee


14. – 19. Juli 2024

Während der letzten Schulwoche vor den Sommerferien stachen Oberstufenschüler/innen aus dem Q1-Jahrgang zum vierten Mal nach den Reisen 2019, 2022 und 2023 in See. Wir hatten lange genug gewartet, alles geplant, die Verpflegung selbst organisiert und uns bei einem Mitbring-Buffet im Garten von Lorenz schon genauer kennen gelernt. Am Sonntag, 14. Juli 2024 fuhren wir mit dem Zug nach Kiel und wurden an der Blücherbrücke schon direkt von einem heftigen Platzregen überrascht. Einem Seemann macht das natürlich nichts aus und so freuten wir uns, als wir endlich auf unser Schiff, die Luciana, durften. Hier sangen wir das erste Seemannslied und lernten unseren Kapitän Lex kennen, der netter und entspannter kaum sein konnte. 

Am Montag verstauten wir die riesige Essenslieferung, die Mika und Mia organisiert hatten, und segelten durch die Kieler Förde aufs offene Meer hinaus.

Lex erklärte uns die Grundlagen des Segelns, wir zogen die Segel hoch und genossen die Fahrt nach Marstal auf der dänischen Insel Ærø, wo wir den Strand und die schöne, idyllische Stadt erkundeten und uns im Meer abkühlten. Die vegetarischen Wraps schmeckten an der frischen Abendluft auf dem Dach des Schiffes umso besser und schon jetzt übernachteten einige draußen unter freiem Himmel, bis sie der Regen um 5 Uhr morgens in die Kojen trieb. 

Trotz des zeitweisen Regens gab es am Dienstagmorgen Zeit und Gelegenheit zu kleinen Hafenspaziergängen. Einige verbrachten die Zeit drinnen im Salon und spielten Spiele oder zeichneten, andere verbrachten auch die Schauer draußen und genossen die Lichtstimmungen vom Klüverbaum aus. Während der Fahrt durch die Inselwelt nördlich von Ærø genossen wir die verschiedensten Lichtstimmungen – mal verschwammen die Inseln im Nebel und stachen dann durch das gleißende Sonnenlicht wieder hervor, das im Kontrast zu tiefdunklen Regenwolken stand. Wir steuerten den Hafen von Lyø an und erkundeten bei schwüler Hitze die Strände, Wiesen und den winzigen Ort mit der Kirche und den kleinen Froschteichen. Hier im dänischen Bullerbü grillten wir bei tief stehender Sonne mit Blick auf den Hafen und unser Schiff, das gemütlich auf dem Wasser lag und in der Sonne vor dem ruhigen Wasser traumhaft schön aussah.

Wir ahnten hier noch nicht, zu welchem Manöver wir durch das Grillen am nächsten Tag „gezwungen“ werden würden. Nachdem Josua und Mia uns eine Tanzvorführung ihrer besten Turniertänze gegeben hatten, spielten wir bei Sonnenuntergang Volleyball und genossen den Blick über die Schiffe mit ihren erleuchteten Fenstern im Hafen bei zunehmender Dunkelheit von unserem Lieblingsplatz aus, dem Klüverbaum über dem Klüvernetz ganz vorne vor dem Bug des Schiffes. 

Von diesem Klüvernetz aus ins Wasser zu springen und draußen zu frühstücken bedeutete, dass der Mittwoch schon gut begann. Für einige war es das schönste Erlebnis, während der Fahrt unter vollen Segeln auf dem Baum zu sitzen und wie ein Pirat nach vorne zu schauen, mehrere Meter über dem Meer, oder von oben und vorne auf das Schiff zu blicken und dem Treiben an Bord zuzusehen, während der Wind durch die Segel ging. Im Netz liegend befand man sich nur wenige Meter über dem Meer und konnte beobachten, wie der Bug des Schiffes durch das Wasser brauste und die Gischt am Schiff emporschlug. Im Netz hatte man nicht nur seine Ruhe und konnte gedankenverloren in die Landschaft schauen, sondern es ergaben sich auch viele tolle Gespräche untereinander. Wir halfen wie immer beim Hochziehen und Herunterlassen der Segel und das Einpacken der Segel war v. a. ganz vorne auf dem Klüverbaum ein Erlebnis. In Mommark auf der Insel Als aßen wir Eis, bis uns auffiel, dass der Grill nicht mehr da war – wir hatten ihn wohl auf Lyø vergessen. Aber was macht das schon aus, wenn der Wind gut steht und wir in nur einer Stunde bei guter Schräglage zurücksegeln und ihn uns zurückholen konnten.

Wir holten notdürftig die Segel herunter, legten provisorisch an, zwei von uns liefen an Land, holten den Grill schnell und geschickt wie zwei Diebe und wir legten genauso schnell und unbemerkt wieder ab, wie wir gekommen waren.

Während der Weg vorhin mehrere Stunden gedauert hatte, legten wir die Strecke nach Mommark in nur einer Stunde zurück. Wir hatten Spaß bei unserem Manöver, viele machten es sich hinten bei dem Kapitän gemütlich und durften das Schiff auch unter seiner Aufsicht steuern. Andere genossen die Aussicht vom Dach des Schiffes. Mommark hatte neben dem kleinen Hafen einen idyllischen Strand mit Steilküste zu bieten und wir genossen die Gemüselasagne am Abend, die unsere Kochgruppe liebevoll zubereitet hatte. Es muss gesagt werden, dass es nicht so einfach ist, für 24 Gäste und die dreiköpfige Schiffscrew zu kochen, und dass unsere Truppe manchmal 2 Stunden in der Küche stand, um alle mit vielfältigen Gerichten zu versorgen. 

Donnerstag war der allerschönste Tag. Viele hatten bereits an Deck geschlafen, man beobachtete vor dem Auslaufen das ruhige Hafentreiben und die Fahrt nach Süden vom Netz oder vom Heck aus bei bester Unterhaltung durch den Kapitän, der nicht nur lustige Hüte, sondern auch Umhänge und Kissen in seinem Vorrat hatte.

Nach z. T. kalten und bewölkten Stunden klarte der Himmel auf und wir durften nacheinander bei doppelter Sicherung den Mast emporsteigen. Während wir warteten, bis wir an der Reihe waren, spielte Lorenz Gitarre und wir saßen gemütlich beisammen. Die Seile wackelten etwas und die Trittseile wurden immer schmaler, aber von oben ergab sich ein unglaublicher Blick auf das ganze Meer. Zwischen den Segeln beobachteten wir das Schiffstreiben aus vielen Metern Höhe, vom langen Klüverbaum und ihren „Bewohnern“ bis zum Heck, an dem Lex entspannt das Schiff steuerte. Dies war ein einmaliges Erlebnis.

Später badeten wir vom Schiff aus und konnten es damit vom Meer aus betrachten. Vom Wasser aus sah es noch beeindruckender aus, wenn manche von der Spitze des Klüverbaums aus mehrere Meter in die Tiefe sprangen. Diesen Abend übernachteten wir nicht im Hafen, sondern ankerten an der Steilküste vor der Kieler Bucht und grillten auf dem Schiff Fisch, Fleisch, Gemüse und alles, was noch übriggeblieben war.

Hier bekamen nicht nur wir Lehrer, sondern auch einige Schüler einen interessanten Einblick in die Vielfalt der heutigen Jugendsprache. Die Erlebnisse im Netz, auf dem Mast, beim Baden und Grillen wurden durch ein weiteres Highlight abgerundet: Lex fuhr uns im Beiboot an den Strand, wo wir Holz für ein Lagerfeuer zusammensuchten und das Schiff vor uns auf dem Meer dümpeln sahen, bis es in der Dunkelheit verschwand und nur noch die Lichter zu uns herüberleuchteten. Wir lauschten den Wellen, dem Knistern des Feuers, es ergaben sich tiefgründige Gespräche – und damit die Stimmung perfekt wurde, spielte Lorenz noch einmal auf seiner Gitarre, während wir alle am Lagerfeuer Lieder sangen.

Nachts fuhren wir im Beiboot und auf zwei Kajaks zurück. Die Lichter der Luciana kamen immer näher und wir kletterten die Leiter empor auf unser Schiff. In dieser kürzeren Nacht schliefen fast alle an Deck unter sternenklarem Himmel. Wer aufwachte, konnte den Sonnenaufgang beobachten und dann in den Morgen hinein weiterschlummern. 

Und dann war schon unser letzter Tag angebrochen. Nach dem letzten Frühstück unter freiem Himmel, nach schönen Gesprächen im Netz und einem letzten Baden vom Schiff fuhren wir unter Segeln in die die Kieler Bucht. Wir waren auf dem Wasser, während an der TMS die Zeugnisse ausgegeben wurden, und einige bekamen ihre Zeugnisse als Foto geschickt. Die letzten Kartoffeln wurden gekocht, wir packten unsere Taschen, putzten und verteilten die übrig gebliebenen Lebensmittel. Als wir um 16 Uhr das Schiff verließen, waren wir müde und glücklich zugleich.

Wir Lehrer haben uns sehr gefreut, als sich unsere Truppe mit schönen schwedischen Präsentkörben bei uns bedankte und wir alle noch einmal ein letztes Ahoi in die Luft riefen. Die meisten von uns nahmen jetzt die aufgrund der vollen Busse und Züge und wegen des sperrigen Gepäcks anstrengende Rückreise auf sich und am Abend kamen wir hundemüde zu Hause an – nach dem letzten Aufbäumen der Schulzeit, nach einer Woche fast ohne Privatsphäre, auf einem hellhörigen Schiff, mit wenig Schlaf, Wind, Wetter und brennender Sonne, aber wir alle waren glücklich und erfüllt von den vielen Erfahrungen, die wir so in der Schule nicht gehabt hätten. 

Wir haben nicht nur die dänische Inselwelt und die kleinen Hafenorte kennen gelernt, sondern auch etwas von der Gelassenheit der holländischen Kapitäne und Matrosen mitgenommen. Wir haben grundlegende Erfahrungen im Segeln gesammelt. Wir haben gelernt, für eine große Gruppe einzukaufen und alle zu verpflegen und das Schiff in Ordnung zu halten. Es war beeindruckend zu sehen, wie selbstständig die Gruppe sich gekümmert hat und wie sie immer weiter zusammengeschweißt ist. Aber insbesondere hatte die Reise einen hohen erlebnispädagogischen Wert, durch das Schlafen unter freiem Himmel, den atemberaubenden Blick vom Klüverbaum, vom Mast, durch das Baden vom Schiff, das gemeinsame Lagerfeuer und durch die verbindende Musik sowie nicht zuletzt auch dadurch, dass wir beim Segeln mithalfen, denn ohne uns hätten die Segel nicht gehisst werden können.  

Wir bedanken uns bei der tollen Crew, bei Lex, Livia und Lotte, und ich bedanke mich bei meiner Segeltruppe für die tolle gemeinsame Zeit. Schon jetzt freuen wir uns auf die nächste Segelreise, wenn wir im Sommer 2025 mit der Banjaard wieder in See stechen. 

Ich wünsche euch immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel! Mögen eure Segel nicht reißen und mögen die Tentakeln der Seeungeheuer nicht allzu weit aus dem Wasser ragen. Mögen die Segel euch auch weiterhin zu spannenden und erfüllenden Orten bringen, die euren Horizont erweitern. Möget ihr euer Schiff hin und wieder aus dem sicheren Hafen ins Meer hinaussegeln, hinter den Horizont, und möget ihr immer neugierig sein auf das, was euch an diesen fremden Orten erwartet. 

Mit wunderbaren Erinnerungen an eine Fahrt, die uns sicher lange in Erinnerung bleiben wird, schicke ich noch einmal letzte Grüße hinaus.

AHOI! 

Ingo Bruweleit