Israel-Fahrt 2017
Schrille Kirchenglocken der Christen, lautes Rufen des islamischen Muezzins vom Minarett, schnelles Gehen orthodoxer Juden zur Klagemauer – das waren die ersten prägenden Eindrücke, nachdem eine Gruppe Schüler aus drei Gymnasien (Thomas-Mann-Schule, Katharineum, Leibniz Gymnasium) im Oktober 2017 abends den ersten Gang durch Jerusalem unternahm.
Dank großzügiger Unterstützung durch viele Stiftungen war es 30 Schülerinnen und Schülern ermöglicht worden, an einer Studienfahrt nach Israel teilzunehmen. Sie wurde zu einem einmaligen Erlebnis.
Mit dem ersten Schritt in die Altstadt von Jerusalem tauchte man dann am Tag ein in eine fremde Welt. Eingebunden in die Menge der Touristen und Pilger, begleitet vom ständigen „Halli, Hallo! Gut Preis!“ der Händler im muslimischen Viertel und dem Geruchsgemenge von fremden Gewürzen, Schweiß und Abfall, sehen wir christliche, philippinische Pilger, die singend und betend durch die Via Dolorosa ziehen.
Auf dem Weg zur Klagemauer kreuzen mehr und mehr Juden mit Schläfenlocken unsere Wege. Wir wechseln von den engen Gassen auf den weitläufigen Platz vor der Klagemauer. Eine große Ansammlung Betender bietet sich uns dar. Andächtig bemessene Schritte und leise Gebete erfüllen die Luft. Es ist Sukkot, das Laubhüttenfest.
So einen „Clash of civilisations“, das Zusammenprallen sehr unterschiedlicher Welten auf engstem Raum, kann man so nur in Israel erleben. Er begleitete uns auf der ganzen Fahrt.
So kamen wir von unserem Bad im Toten Meer in der Wüste in einen 1948 gegründeten religiösen, recht dörflichen Kibbuz im fruchtbaren Jordantal, um dort den fast 94jährigen Schlomo Samson aus Leipzig zu treffen, der uns auf Deutsch seine Überlebensgeschichte in der Shoa erzählte.
Mit nachdenklichen und sehr vielen sehr engagierten Fragen verfolgten wir auch die zahlreichen Vorträge, z.B. von Laura Scheller vom Vertretungsbüro der Bundesrepublik Deutschland in Ramallah oder von Susanne Glass und Mike Lingenfelser im ARD-Studio in Tel Aviv.
Nachdenklich stimmten uns auch die Führung in Yad Vashem, die Checkpoints und die Ausführungen der Friedensbewegung „Parents circle, die versucht, die Haltung des Sich-voneinander-Abschottens von Israelis und Palästinensern zu überwinden.
Mit Eifer, Neugier, Begeisterung und 1000 Fragen folgten wir den vielen Begegnungen, die uns bis heute noch beschäftigen, z.B. die Besuche in einer jüdischen und einer palästinensischen Schule, das private Orgelkonzert in der Erlöserkirche und den Schabbatgottesdienst in der Har-El-Synagoge und die anschließende Einladung in die Laubhütte zu Brot, Saft und Kidduschsegen.
Für alle Beteiligten war diese Fahrt ein Höhepunkt der Schulzeit.
Im Offenen Kanal Lübeck (OK-Radio) kann eine informative Radio-Sendung der Schülerinnen und Schüler zu der Fahrt und zu Israel gehört werden:
https://goo.gl/6a9Kex
Text und Fotos: Michael Leberke