Von Glanz und Elend – Die Klasse 9c besucht die Fotoausstellung von Bryan Adams
Bekannte Gesichter, extravagante Posen, glamouröse Kleidung. Diese Bilder springen mir direkt ins Auge. Populäre Stars aus der Mode-, Film- und Musikbranche, wie Lana Del Rey, Kate Moss und Mick Jagger sind von Bryan Adams abgelichtet worden. Seine Fotos sind nun im Günther-Grass-Haus in Lübeck ausgestellt, einem Museum, in dem die Sonderausstellungen stets Personen mit künstlerischer Doppelbegabung gewidmet sind. Bryan Adams ist Musiker und Fotograf zugleich.
Einen starken Kontrast bildet die andere Seite der Ausstellung. „HOMELESS“ und „WOUNDED – THE LEGACY OF WAR“ lauten die Titel zweier Bildserien, welche eine andere Seite des Lebens zeigen. Obdachlose und vom Krieg gezeichnete Menschen bilden das Gegenstück zur luxuriösen Bildreihe der Stars, welche als „EXPOSED“ betitelt ist.
Außerdem ist der Unterschied zwischen Schwarz-weiß- und Farbbildern zu beobachten, welcher auf den ersten Blick zufällig gewählt wirkt und trotzdem einer von Bryan Adams ausgesuchten Ordnung folgt.
Der 64-jährige Künstler zeigt in seinen Bildern Kontraste, den Gegensatz zwischen farbig und schwarz-weiß sowie zwischen Lebenslagen. Er möchte auf die Gesichter und Geschichten derjenigen aufmerksam machen, die oft übersehen werden. Bryan Adams drängt den Betrachter seiner Bilder fast schon, sich in die Lage der Betroffenen zu versetzen. Er versucht Empathie und Verständnis in uns zu wecken, um unsere Sichtweise auf diese wichtigen Themen zu schärfen.
Es ist lobenswert, dass Bryan Adams sein Ansehen, seine Bekanntheit und sein künstlerisches Talent nutzt, um diesem Bereich Aufmerksamkeit zu schenken. Seine Bilder regen zum Nachdenken an. Sie lösen etwas in uns aus und es ist beeindruckend, wie viele Emotionen sie wecken können.
Die Sonderausstellung ist sehr empfehlenswert, da sie in jeder Hinsicht einen starken Kontrast zeigt und zum Nachdenken anregt.
50 eindrucksvolle Portraits unterschiedlicher Personen, verschiedener Lebensumstände, doch eines haben sie gemeinsam, sie zeigen Menschen. Ereignisse, die erlebt, Schicksalsschläge, die erlitten, und Chancen, die ergriffen wurden, spiegeln seine Fotografien. Entscheidungen und Geschehnisse, haben sie zu denen werden lassen, die sie heute sind. Verschiedene Menschen, verschiedene Welten. Ein Kontrast zwischen Glanz und Elend.
von Lara
Fotos von den (Un)sichtbaren
Ein Haus, zwei Männer, drei Fotoserien und vier Talente; mittendrin ein Schauspieler. Er liegt auf einem Sofa, bekommt von einem edel gekleideten Kellner ein Glas Wein serviert. Die Fotografie, die diese gestellte Situation zeigt, strahlt von Farbe. Sie zeigt ein vermeintlich perfektes und sorgloses Leben, in dem es an nichts fehlt. Es ist eine Fotografie des Schauspielers Udo Kier, aufgenommen von Bryan Adams.
Auf der anderen Seite des Raumes schauen uns Portraits obdachloser Menschen entgegen. Viele haben nicht mal ein T-Shirt an. Ihre Gesichter und Körper sind von dem Leben auf der Straße gezeichnet, welches nicht so sorgenfrei, einfach und farbenfroh wirkt.
Diesen starken Kontrast zwischen superreich und bitterarm, festgehalten von Rockstar und Fotograf Bryan Adams, können wir im Lübecker Günter Grass-Haus betrachten. Wir, das sind die Schüler und Schülerinnen der Klasse 9c, begleitet von Frau Forche und Frau Piechotta.
Bevor es für uns zu Bryan Adams geht, führt uns Frau Häckermann erst einmal durch die Dauerausstellung über Günter Grass. Wir lernen etwas über Grass ́ literarisches Werk, sein Talent als Zeichner, seine Jugend im Nationalsozialismus, die er immer wieder in seinen Schriften thematisiert. Die Motive der Zeichnungen, wirken auf den ersten Blick sehr unterschiedlich. Fischköpfe, gammelnde Pilze und verwesende Vögel – alles nebeneinander. Was alle Motive verbindet, ist ihr Bezug zur Vergänglichkeit, ein Thema, das Günter Grass sehr interessierte.
Wir gehen am Nobelpreis, der Grass 1999 verliehen wurde, vorbei und schon kommen wir im 1. Stock an. Hier sind die drei Fotoserien „Wounded“, „Homeless“ und „Exposed“ des kanadischen Künstlers Bryan Adams ausgestellt. Während Adams in „Exposed“ Superstars, die ständig im Rampenlicht stehen, wie Dustin Hoffman, Kate Moss oder Amy Winehouse, ablichtet und eher mit der technischen Umsetzung als mit den Geschichten hinter den Bildern überzeugen kann, widmet er „Homeless“ denen, die sonst übersehen, ausgeblendet und quasi “unsichtbar” sind. Er porträtiert wohnungslose Londoner, erzählt ihre Geschichten und stellt sie würdevoll als Individuen dar.
Und dann ist da noch die Serie „Wounded – The Legacy of War“; für viele von uns der Höhepunkt. Während Günter Grass in seinem Roman der Butt sagte: “Was übrig bleibt, schreibe ich auf“, hält Bryan Adams es durch Fotos fest. Indem er in seiner Fotoserie stark verletzte und verwundete britische Kriegsveteranen fotografiert, hält er fest, was der Krieg mit ihnen gemacht hat. Die Beeinträchtigungen der Soldaten und Soldatinnen sind höchstwahrscheinlich sowohl mit starken physischen als auch psychischen Schmerzen verbunden; und dennoch strahlen die Fotografierten einen großen Lebenswillen und eine starke Verbundenheit mit ihrem Land aus.
Die Fotoserien von Bryan Adams zeigen Personen, die unterschiedlicher nicht leben könnten. Was sie aber dennoch verbindet, ist, dass sie eben alle Teil unserer Gesellschaft sind. Ausgestellt sind alle drei Serien noch bis zum 7. Januar im Lübecker Günter Grass-Haus.
von Kjell
Über das, was übrigbleibt
„Wie macht die Ostsee? – Blub…pscht“. Bilder flackern auf. Verstört sehen wir zu. Dicht aneinander gedrängt auf dieser schmalen Bank. Es sind Bilder des Schreckens, vom Anfang und vom Ende. Und da ist noch etwas – eine Trommel, eine Blechtrommel. Sie begleitet sie uns noch die ganze Zeit. „Worüber ich schreibe? – Über das, was übrigbleibt.“
So wird uns, der Klasse 9c der TMS, Günter Grass vorgestellt. Als Klasse besuchen wir heute am 9.11. das Günter-Grass-Haus (Glockengießerstraße 21, Lübeck), in welchem neben einer Dauerstellung des Namensgebers auch stets Werke anderer Künstler, die ebenfalls eine Doppelbegabung haben, ausgestellt werden. Günter Grass war Schriftsteller und bildender Künstler. Die Sonderausstellung widmet sich den Fotografien des Musikers Bryan Adams. Sie wird noch bis zum 7. Januar 2024 zu sehen sein.
Unsere Führung beginnt mit dem bereits erwähnten Kurzfilm, der sowohl aus Originalaufnahmen als auch aus Szenen aus der Romanverfilmung „Die Blechtrommel“ zusammengeschnitten ist. In diesem Kurzfilm geht es vor allem um seine Jugend und seine Beweggründe. Das alles rätselhaft beschrieben und auch mal schwer auszuhalten, doch vermittelt er einen ersten Eindruck von dem Literaturnobelpreisträger. Dabei hilft auch Frau Häckermann, die unsere Führung heute begleitet.
Im nächsten Ausstellungsraum steht ein kleiner Kolonialwarenladen, der dem aus dem Roman „Die Blechtrommel“ nachgebildet ist. Man kann die Waren nicht nur betrachten, sondern auch fühlen und riechen. Solch ein Geschäft betrieben auch Günter Grass´ Eltern in Danzig, wo er während der Zeit des Nationalsozialismus aufwuchs. Nach dem Krieg zog die Familie nach Westdeutschland.
Wir gehen an einigen Zeichnungen vorbei, häufig stehen sie in Verbindung mit seinen literarischen Werken. Dann können wir einen Blick auf Grass` Nobelpreisurkunde werfen. Diesen erhielt er im Jahre 1999 für sein Gesamtwerk und seine Fähigkeit das „vergessene Gesicht der Geschichte“ zu porträtieren, zu schreiben „über das, was übrigbleibt.“
Nun betreten wir die Ausstellung von Bryan Adams, einem Kanadier, den die meisten wahrscheinlich eher als Rockstar kennen, doch er ist auch Fotograf und so sind im Günter-Grass-Haus Fotographien aus drei seiner Fotoserien zu entdecken. Es sind ganz unterschiedliche Menschen und Situationen, doch haben sie alle etwas gemeinsam, nicht nur untereinander, sondern auch mit den Werken von Günter Grass: Sie zeigen das, was übrigbleibt. Sie zeigen Obdachlose und Stars als das, was sie sind: Menschen. Mal fröhlich und mal erschöpft. Sie zeigen, was übrigbleibt hinter der Fassade der großen Stars und was von unserer kaputten Gesellschaft. Mit den Fotos von verwundeten Veteranen der Royal Army wird gezeigt, was übrigbleibt nach Jahren des Krieges.
Insgesamt würde ich einen Besuch im Günter-Grass-Haus empfehlen. Es regt zum Nachdenken über unsere Gesellschaft an, zeigt Missstände, aber auch die schönen Seiten. Jedoch würde ich nicht sagen, dass die Ausstellung etwas für jüngere Schüler wäre, da es auch viel um den Krieg geht und das auch mit sehr einschneidenden Bildern.
von Lucas
Texte: Schülerinnen und Schüler der Klasse 9c
Fotos: Mechthild Piechotta