Cannabis legalisieren? – Eine kontroverse Diskussion im Q2-Jahrgang
Die Diskussion um die Legalisierung von Tetrahydrocannabinol, besser bekannt als THC, für den privaten Gebrauch ist nicht neu. Schon seit Längerem wird in der Politik darüber diskutiert, das Verbot beizubehalten oder sich von Ländern wie den Niederlanden für eine liberalere Drogenpolitik inspirieren zu lassen.
Der Q2-Biologiekurs unter Leitung von Frau Krassek hat diese Debatte im Zuge des Semesterthemas „Neurobiologie“ aufgegriffen und letzten Dienstag, am 01.12.2020, in der Aula unter der Moderation von Carlo Martin Pro- und Kontraargumente ausgetauscht. Neben politischen, gesellschaftlichen und sozialen Aspekten waren auch neurobiologische Zusammenhänge bei der Meinungsbildung gefragt.
Daher klärten wir zuerst, wie Cannabis überhaupt in unserem Körper wirkt.
Der Mensch besitzt Rezeptoren, an denen das THC binden kann. Eigentlich sind diese für die körpereigenen Endocannabinoide vorhanden. Endocannabinoide haben im Körper viele Aufgaben. Sie drosseln beispielsweise zu starke Reize oder sind bei dem Wachstum von Hirnzellen behilflich. Wenn Cannabis konsumiert wird, nimmt der Körper THC auf, also ein Cannabinoid. Diese können ebenfalls an die Rezeptoren der Endocannabinoide binden und verstärken oder hemmen deren Funktion. Dieses „Chaos“ nehmen wir als Rausch war. Da Endocannabinoide viele Aufgaben im Körper haben, sind auch die Symptome des Rauschzustandes vielfältig. Von einer veränderten Wahrnehmung über Lachanfälle zu starkem Hungergefühl ist alles dabei. Langfristig kann es zu einer geringeren Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit führen. Gerade für Jugendliche während der Pubertät kann der Cannabiskonsum die Entwicklung des Gehirns einschränken. Weiterhin kann exzessiver Konsum oder eine genetische Veranlagung Psychosen auslösen.
Eines der am häufigsten genannten Argumente ist daher, dass sozial akzeptierte Drogen wie Alkohol oder Nikotin bereits tausende Tode jährlich verursachen. Eine weitere Droge zu legalisieren, würde die Zahl der von Drogen geschädigten Personen nur noch erhöhen.
Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass eine Vielzahl an Menschen Cannabis konsumiert, unabhängig davon, ob die Droge legal ist. Dadurch entsteht automatisch ein Schwarzmarkt. Auf diesem ist weder der THC noch der CBD-Gehalt des Grases prüfbar. CBD, ebenfalls ein Wirkstoff, den man in Cannabis findet, besitzt anders als THC keine psychoaktive Wirkung. Dieser Stoff ist bereits legalisiert und wird auf Grund der entspannenden Wirkung in vielen Bereichen der Medizin angewendet. Da bei einer Legalisierung die THC- und CBD-Anteile klar kontrolliert und angegeben werden könnten, bestände eine geringere Gefahr von zu starkem Gras, die „Bad Trips“ oder im schlimmsten Fall Psychosen auslösen. Gleichzeitig könnte durch eine Legalisierung das Gebiet besser erforscht werden.
Ein weiterer Aspekt, der angebracht wurde, bezieht sich auf die Ethik. Viele Menschen sind der Meinung, dass der Konsum von Cannabis in erster Linie, nur dem Konsumenten schadet. In dieser Hinsicht wäre die Droge also durchaus vergleichbar mit Alkohol oder Nikotin, zwei Drogen die bereits legal sind. Es wird also argumentiert, dass jede Person selber entscheiden dürfen sollte, ob sie Cannabis probieren möchte oder nicht. Andere sind jedoch der Meinung, dass der Staat der Verantwortung nachkommen muss, seine Bürger zu schützen. Der Konsum von Cannabis kann nämlich insbesondere bei Jugendlichen zu langfristigen, neuronalen Entwicklungsstörungen oder auch in einzelnen Fällen als Einstiegsdroge zu härteren, gefährlicheren Drogen führen, wodurch der Konsument gefährdet wird.
Ob man nun dafür oder dagegen ist, es ist klar, dass die Frage, ob Cannabis legalisiert werden sollte, eine sehr aktuelle und durchaus ambivalente ist. Es gibt viele verschiedene Argumente und Nuancen bei der Thematik, die bei solch einer Entscheidung bedacht werden müssen.
Eine vollständige Auflistung unserer Argumente finden Sie hier.
Text: Franka, Margarete, Malin