Behind the Scenes – Lübecker Nachrichten-Redakteurin zu Besuch in der Journalismus-AG
Lachende Kindergesichter, Lebkuchenkekse und quasi ein Star, der unkompliziert und fröhlich über seinen Beruf erzählt – Diese Situation hatten wir nicht ganz so erwartet. Am 3. Dezember besuchte die Journalistin Christina van Zwol unsere AG und bot uns die Möglichkeit, einen Einblick in ihre Ausbildung, Motivation für diesen Beruf und ihre jetzige Arbeit bei den Lübecker Nachrichten zu gewinnen. Naja, zumindest einen besseren Überblick.
„Jeder Tag ist anders. Das finde ich spannend“, antwortete die 46-Jährige auf die Frage von Caroline, was ihr am meisten Spaß an ihrer Arbeit mache. “ Ich habe Kontakt zu ganz unterschiedlichen Menschen, kann hinter die Kulissen schauen und kann Fragen stellen und Hintergründe erläutern“, erklärte van Zwol.
„Was interessiert die LN-Leser am meisten?“, fragte Antonie. „Wir können sehen, wie oft ein Beitrag auf der Website der LN geklickt worden ist.“ Es seien die lokalen Informationen, die die Menschen in Lübeck beträfen, die am häufigsten aufgerufen würden, berichtete van Zwol.
„Die Menschen wollen wissen, was los ist, und schauen deswegen sofort auf LN online. Da könnte ein Journalist nicht sagen: „Ach, das mache ich morgen.“ Aktualität sei entscheidend. Das heißt, dass die Redaktion 7 Tage in der Woche von 6 – 23 Uhr besetzt sein muss. Arbeit am Wochenende und am Abend gehöre deswegen zu ihrem Alltag, sagte van Zwol, die z.Z. nicht selbst schreibt, sondern als Chefin vom Dienst die Themen, über die berichtet werden soll, an die Redakteure oder freien Mitarbeiter verteilt.
Besonders interessierte die AG-Mitglieder natürlich, welche Tipps Frau van Zwol ihnen für die eigene Berichterstattung mit auf den Weg geben würde:
“ Wichtig ist, dass Menschen in euren Texten vorkommen, dass ihr Hintergründe erfragt und Zusammenhänge erklärt“, riet die Journalistin. Wichtig sei, die Quellen zu checken, also zu überprüfen, ob Informationen zuverlässig und glaubwürdig sind. Im Zweifelsfall frage man den Chefredakteur, bevor man etwas Heikles veröffentliche.
„Manchmal weiß ich auch nicht genau, wie ich mit einem Artikel beginnen soll“, gestand van Zwol. „Dann schiebe ich zunächst einmal alle Details zur Seite und frage ich mich: „Was ist der Kern? Worum geht es eigentlich? Was will ich erzählen?“ Darüber finde sie einen roten Faden für ihren Text.
Auch bei den Fotos sei es wichtig, Menschen in den Vordergrund zu stellen. Meist müsse man Situationen inszenieren, riet sie und veranschaulichte den Tipp an einem Beispiel. Eine Kollegin habe immer eine Leiter im Auto, um Aufnahmen von oben zu machen und mit der ungewohnten Perspektive Interesse bei den Lesern zu wecken. Vorteilhaft sei oft, den Hintergrund unscharf zu machen, um die Personen im Vordergrund hervorzuheben.
„Probiert es aus! Fangt möglichst früh an zu schreiben! Sammelt praktische Erfahrung! Das Studium ist zweitrangig, Neugier und Leidenschaft zählen, wenn ihr Journalisten werden wollt, ermutigte van Zwol unseren Nachwuchs. Und diese Begeisterung für ihren Beruf war unserem Gast deutlich anzumerken.
Wir danken herzlich dafür, dass Frau van Zwol sich die Zeit für uns genommen und in einem lockeren Gespräch uns viele Fragen beantwortet hat.
Text: Caroline und Antonie von der Journalismus-AG
Bilder: Mechthild Piechotta