Döner und Demokratie – ein Kommentar der Verbindungslehrkräfte zu einer folgenreichen Abstimmung
Mit Spannung wurde die Ziehung von zehn glücklichen (?) Klassen aus einen schwarzen Stoffbeutel durch unsere Sozialarbeiterin Yasemin Cam bei der ersten Klassensprecher:innenvollversammlung in diesem Schuljahr am Montag, den 23.09.24, verfolgt.
Gezogen wurden die Klassen: 5a, 6a, 6c, 8a, 8d, 9a, 10c, Ee, Q2b sowie die DaZ-Klasse
Diese Klassen sind es, die im Laufe der nächsten Wochen je einmal in den Genuss eines kulinarischen Mittagessens in Form von Dönern kommen sollten.
Was hat dies mit Demokratie zu tun?
Die Schüler:innenvertretung nutzte die Chance, sich Mitte letzten Schuljahres bei dem Beteiligungsprojekt „Schüler:innenhaushalt 2023/24“ der Stadt Lübeck zu bewerben. Die Freude war groß, als die TMS als eine von fünf Lübecker Schulen ausgewählt wurde und 2000€ als Unterstützung bei einem schüler:innen-initiierten Projekt in Aussicht gestellt bekam. Mit Hilfe unserer Schulsozialarbeiterin begab sich der gesamte 7. Jahrgang auf die Suche nach geeigneten Ideen für die Verwendung des Geldes, die anschließend vom Bereich Schule und Sport auf Umsetzbarkeit geprüft wurden.
Schlussendlich standen folgende vier Projektideen zur Abstimmung der gesamten Schülerschaft zur Verfügung:
- Indoortischtennisplatte
- Neue Kopfhörer für die Musik
- Fahrradreparaturstation
- Döner für 10 ausgeloste Klassen
Und richtig, die Döner-Idee gewann, wenn auch knapp, mit 31,8% der Stimmen. Und nun gibt es Döner für die oben genannten Klassen.
Nach der ersten Freude kamen selbst bei ausgelosten Klassen Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Wahlentscheidung auf.
Was ist passiert, dass ausgerechnet die sicherlich lustig gemeinte, aber wenig nachhaltige Döner-Idee die Abstimmung gewann? Ein Blick auf die Wahlbeteiligung verrät, dass von knapp 900 Schüler:innen lediglich 170 an der Abstimmung teilgenommen und davon 54 Schüler:innen für die Gewinneridee gestimmt haben. Repräsentativ ist dieses Ergebnis mit Sicherheit nicht. Dass etwa 700 Schüler:innen auf ihr Recht, an der Abstimmung teilzunehmen, verzichtet haben, hat sicher unterschiedlichste Gründe. Und dennoch wird so mancher das Ergebnis im Nachhinein bedauern.
Auch Mitglieder der Schulleitungsrunde waren entsetzt über den „verschwenderischen Umgang mit Steuergeldern“ und initiierten eine Prüfung des Prozesses. Herr Rother, unser Schulleiter, nahm sich dieser Prüfung an und stellte abschließend fest, dass
- die Ideen demokratisch (vom gesamten 7. Jahrgang) entwickelt und
- alle Schüler:innen über deren Klassen- bzw. Jahrgangssprecher:innen sowie über Aushänge informiert wurden und
- die technischen Voraussetzungen (Umfragemodul IServ) für eine Wahlbeteiligung gegeben waren.
Warum so viele Schüler:innen ihr Wahlrecht nicht nutzten und so die Chance der Einflussnahme verpassten, ist ein Punkt, der zeitnah im Klassenleiter-Unterricht erörtert werden soll. Neben der Verantwortung jedes Einzelnen, an demokratischen Prozessen teilzuhaben, soll auch die Verantwortung für die Wirkung der eigenen Stimme mit Blick auf das Gemeinwohl thematisiert werden.
Spannend und erkenntnisgewinnend war die Umsetzung des Beteiligungsprojektes „Schüler:innenhaushalt 2023/24“ in jedem Falle. Den ausgewählten Klassen wünschen wir von Herzen guten Appetit und hoffen, einige Nichtwähler:innen aktiviert zu haben, sich zukünftig kritisch mit angebotenen Inhalten auseinander zu setzen, sich eigene Meinungen zu bilden und für diese auch mutig einzustehen und so Verantwortung zu übernehmen.
Liebe Schülerschaft, für euch bietet sich schon bald die nächste Chance einer wichtigen demokratischen Mitbestimmung: Die SV-Wahlen!
Wir sind sehr froh, dass sich sogar zwei Teams gefunden haben, die für das aktuelle Schuljahr als Schüler:innenvertretung kandidieren und so einen wichtigen Beitrag zum Schulleben leisten wollen.
Haltet also die Augen und Ohren offen, denn in den nächsten Tagen werden beide Teams über ihre zahlreichen Ideen informieren und um Stimmen werben. Bei der Schüler:innenvollversammlung am 21.11.24 heißt es dann für jede/ jeden von euch, gut informiert und bedacht abzustimmen.
Wie sind sehr gespannt und wünschen beiden Teams viel Erfolg!
Nils Langebach und Michaela Krassek
(Verbindungslehrkräfte)