„Wer könnte atmen ohne Hoffnung?“ Die Literatur-AG startet ein Friedensprojekt im Innenhof
Was können wir tun gegen einen Krieg, den wir nicht wollen? Seit Monaten erfahren wir täglich, wie groß das Leid der Menschen in der Ukraine ist. Das bedrückt uns. Und es ist schwer, die eigene Hilflosigkeit auszuhalten.
Deshalb haben wir in der Literatur-AG beschlossen, uns mit dem Frieden zu beschäftigen. Und wir laden euch ab sofort ein, dies gemeinsam zu tun – in unserer Ausstellung im Innenhof der Schule, die überschrieben ist mit dem Zitat aus dem Gedicht „Hoffnung II“ von Rose Ausländer. (Zu) Oft nehmen wir Frieden als etwas vermeintlich Selbstverständliches und Alltägliches hin. Fällt uns überhaupt auf, dass wir IN FRIEDEN LEBEN? Seit einigen Monaten wissen wir, dass Gewohnheit blind machen kann…
Mit dieser Gewohnheit zu brechen, das ist unsere Antwort auf eine Gegenwart, in der Frieden bedroht und in der Ukraine zerstört ist.
Als wir über 60 laminierte Friedenstauben und Friedenstexte gemeinsam im Innenhof an blühende Zweige, an das Brückengeländer und zwischen die Insektenhotels hängen, sind wir umgeben von warmem Sonnenschein und herrlichem Blütenduft. Bienen summen geschäftig, ansonsten herrscht unglaubliche Ruhe. Hier ist er – der Frieden.
Welche Möglichkeiten eröffnet er uns? Wie nehmen wir ihn wahr? Wie genießen wir ihn? Und was verlieren wir, wenn unser Leben nicht mehr in friedlichen Bahnen verläuft? Wir haben Zitate gesammelt, die Augen und Herzen öffnen können für diese Fragen.
Neben Gedichten und Prosatexten von Schriftstellerinnen und Schriftstellern findet ihr Äußerungen von Friedensnobelpreisträgerinnen, Forderungen von Friedensaktivistinnen, Erkenntnisse von Friedensforschern sowie Mahnungen und Visionen prominenter Persönlichkeiten aus Kunst und Politik.
Manche Texte werfen Fragen auf: Welchen Wert hat ein einzelnes Menschenleben? Wie viel Zeit und wie viele Möglichkeiten hält ein einzelner Tag für dich bereit? Wir fügen hinzu: solange sie nicht durch einen Krieg bedroht oder zunichte gemacht werden. Angesprochen hat uns der Traum einer bekannten Journalistin von Stille zur Hauptsendezeit. Und uns berührt die kurze Notiz eines Soldaten, die er unter dem unmittelbaren Eindruck seiner Kriegserlebnisse in Afghanistan festgehalten hat.
Überall auf der ganzen Welt verleihen Menschen ihrer Sehnsucht nach Frieden Ausdruck. Und manche, die einen Großteil ihres Lebens im Krieg verbracht haben, geben ihre Hoffnung auf Frieden an ihre Nachkommen weiter.
Wir haben auch Texte aufgehängt, aus denen tiefe Dankbarkeit spricht für Lebensfülle und -genuss. Ist beides ohne Frieden vorstellbar? Andere Zitate handeln davon, wie ein alltäglicher Moment uns plötzlich die Schönheit einer friedlichen Welt offenbart.
Ihr werdet beim Wandern von Busch zu Baum auch Texte finden, in denen es um Aufbruch geht und um den Wunsch, kein ungelebtes Leben zu leben. Gehören auch sie in unsere Ausstellung? Wir meinen, ja! Denn sie zeigen, wie wichtig Frieden für JEDEN unserer Versuche ist, ein gelingendes, erfüllendes und glückliches Leben zu führen.
Bitte nehmt unsere Karten in die Hand und dreht sie um! Hinter jeder Friedenstaube findet ihr einen Text und hinter machen Texten eine Frage, damit sie euch durch euren Tag begleitet.
Unsere Textsammlung haben wir nämlich mit eigenen Impulsen ergänzt. Wir fragen euch nach euren Vorstellungen von Versöhnung und danach, wie Menschen (wie wir) friedensfähig werden und bleiben können. Nicht zuletzt bewegt uns die Frage: Wie können wir es schaffen, unseren Frieden mit Menschen zu teilen, die ihn verloren haben und als Flüchtlinge zu uns kommen?
Wir freuen uns, wenn ihr unsere Ausstellung gemeinsam mit eurer Klasse besucht und nach Antworten und eigenen Fragen sucht. Nehmt euch Zeit, die Texte zu lesen und anschließend miteinander ins Gespräch zu kommen.
Wir wünschen euch beim Wandern von Text zu Text viel Ruhe, Zeit, Stille, gute Gespräche und – vor allem Frieden.
Die Literatur-AG
Text: Christina Koschel
Fotos: Christina Koschel, Julia Jendroßek, Lina S.