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Erasmus-Treffen in Grenaa


„Our Common Fundament: European Values“ lautet der Titel des von der EU geförderten Erasmus+-Projekts, das unsere Schule koordiniert. 

Vom 28. 11. – 2.12.2021 trafen sich jeweils fünf Schülerinnen und Schüler aus Varaždin /Kroatien, Carboneras/Spanien und der TMS mit 15 Jugendlichen des Grenaa Gymnasiums in Grenaa/Dänemark, um sich mit den Werten, die in der Charta der Grundrechte der EU kodifiziert sind, auseinanderzusetzen. 

Das übergeordnete Thema des Treffens lautete „Equality/Gleichheit“.

Begleitet wurden sie von je zwei Lehrkräften der spanischen und der kroatischen Schule sowie drei im Falle der koordinierenden TMS. Die Betreuung der TMS-Gruppe lag bei Frau Krüger, mit dabei waren die bereits pensionierten Lehrkräfte Frau Pichura und Herr Harz.

Sonntag 28.11.: Anreise

Die Nähe zu Dänemark ermöglichte es unserer Gruppe, nicht mit dem Flugzeug, sondern mit dem Zug anzureisen, natürlich unter Beachtung der Coronaschutzmaßnahmen die ganze Zeit mit Maske.

Es gab eine gute Verbindung von Hamburg direkt bis Aarhus, anschließend erreichten wir in einer Art Straßenbahn (letbane) das Städtchen Grenaa, unser Ziel, wo die dänischen Gastfamilien bzw. Gastlehrer uns voller Spannung bereits erwarteten. Für unsere Schülergruppe schloss sich ein Abend bei den Gastgebern an; die internationale Lehrergruppe folgte der Einladung zu einem Abendessen in einem Restaurant, anschließend ging es in das für die Lehrkräfte reservierte Kyst Hotel.

Montag 29.11.: Einstieg

Um 8:40 Uhr trafen wir uns in der Study Hall der Schule zu einer Begrüßung durch die Schulleiterin Helene Bendorff Kristensen, oder einfach Helene, denn man nennt sich mit Vornamen an dänischen Schulen, ganz gleich ob Schüler, Lehrer oder Schulleitung.

Helene informierte uns über die Struktur der Schule und der Schülerschaft: Es gibt den normalen Gymnasiumszweig, dem unsere Partnerschüler und -schülerinnen angehörten, aber auch das IB (International Baccalaureat ) sowie ein angeschlossenes Internat – aber im Gegensatz zur TMS alles Oberstufenschüler, und zwar aus fast 40 Ländern. Helene betonte den egalitären Charakter der dänischen Gesellschaft und die große Freizügigkeit in der Erziehung der Jugendlichen.

Anschließend wurde uns das Schulgebäude gezeigt: ein großzügiger Bau mit vielen individuellen Arbeitsmöglichkeiten und einer großen Bibliothek mit professioneller Bibliothekarin. Dazu Büros für Counselling/ Beratungslehrer, ein Hörsaal mit Theatermöglichkeit und natürlich eine perfekte IT -Ausstattung überall, selbstverständlich mit eigenem IT- Spezialisten.

Außergewöhnlich: die ganze Schule ist mit teils großformatigen Werken moderner Kunst ausgestattet; es finden sogar Kunstführungen statt.

 „Hier möchte ich am liebsten gleich anfangen“ hörte man von so manch einem der Gäste…

Eine Reihe von Kennenlernübungen (warm-up) und Einführungsübungen ins Thema folgten:  ein speed dating mit Zufallspartnern und der Aufforderung zu kurzen Interviews zu vorgegebenen Fragestellungen.

2 Beispiele: Which concept of equality do your parents have? 

Should a child spend the same amount of time with father and mother?  

Außerdem wurden gruppenweise MindMaps und mehrsprachige Gedichte zum Thema Gleichheit verfasst.

Dann folgte um 11:55 Uhr das gemeinsame Mittagessen: Es wird für alle von der Mensa des Internats geliefert und ist hervorragend in Auswahl und Qualität. Ein Erlebnis, auch für die Vegetarier!

Anschließend wurden international gemischte Gruppen gebildet, diese hatten dann die Aufgabe, sich mit Lösung schwieriger Fragen und Aufgaben (z.B. mehrsprachige Gedichte verfassen) aus einem Escape Room zu befreien – ein beliebtes Spiel mit viel Interaktion, natürlich wie alles hier auf Englisch. 

Um 18:00 Uhr begann das Abendprogramm: Ein gemeinsames Essen, wieder in der Schule, mit Beiträgen der Gäste wie z.B. Jamon- Schinken aus Spanien. 

Anschließend konnten die internationalen Gäste ihre vorbereiteten persönlichen Videos über ihre Lieblingsorte in ihren Heimatstädten vorführen: Vorfreude auf die kommenden Besuche in Spanien und Kroatien.  

Dienstag 30.11.: Museumstag in Aarhus

Um 8:30 ging es mit einem gecharterten Bus nach Aarhus, der Großstadt in ca. 1 Stunde Entfernung. Das erste Ziel war das Moesgaard – Museum, ein hochmodernes interaktives Archäologiemuseum über die kulturelle und soziale Entwicklung der Menschen seit der Steinzeit, anschaulich dargestellt mit erstaunlichen Funden aus Dänemark. Wieder eingeteilt in Gruppen mit neuer Zusammensetzung bearbeiteten die Schülerinnen und Schüler eine Reihe von Aufgaben, die sie durch das ganze Museum führten. 

Eine Beispielaufgabe aus der Wikingerzeit: 

 “Follow Queen Tove around the Viking exhibition and hear how her gender and social ranking becomes crucial to her life story.”

Aus dem Mittelalter:

“Investigate what power the church held over the population during the Middle Ages.”

Ein spezieller lunch room zum Verzehr von den mitgebrachten Sandwiches war eine typisch dänische Einrichtung in diesem einzigartigen Museum. Und alles in genau überprüfter 2G- Regelung ohne Maskenpflicht. 

Danach ging es mit unserem Bus in die Innenstadt von Aarhus. Vor dem Besuch des Gender Museums (ehemals Frauenmuseum) hatten wir etwas Freizeit, die wir in der Einkaufsstraße mit kleinem Weihnachtsmarkt und einem Warenhaus mit Nervenkitzel ( glass walk über der Einkaufsstraße ) verbrachten.

Das Gendermuseum KØN gleich gegenüber dem Dom über geschlechtsspezifische Rollen in Geschichte und Gegenwart sowie die Entwicklung von Feminismus und Geschlechtsdefinition heute war der direkte Bezugspunkt zu unserem Oberthema „equality“ als europäischem Wert.

Ein Arbeitsauftrag von vielen:

„While visiting the exhibitions of the museum you must find 3 objects that for you symbolize the cultural-historical differences between women and men.”

Wieder angekommen in Grenaa folgten die Lehrkräfte der Einladung von Helene (der Direktorin) in ihr privates Haus zu einem wundervollen Abendessen.

Mittwoch 1.12.: Creative Exercises on Equality

Den Vormittag verbrachten die Schülerinnen und Schüler mit Kreativübungen zum Thema Gleichheit. Das Ergebnis waren ausgesprochen originelle, witzige und aussagekräftige Kurzvideos, kompetent mit dem Handy erstellt.

Das Mittagessen folgte zu gewohnter Zeit; um 13 Uhr folgte dann die Präsentation der erstellten Videos.

Anschließend war der Nachmittag zu freier Verfügung, der z.B. für Geschenkeshopping in der weihnachtlichen Innenstadt von Grenaa genutzt werden konnte …allerdings erschwert durch einen Regensturm, der sich am Abend in einen Schneesturm in ganz Jütland erweitern sollte!

Um 18:00 Uhr trafen sich alle Schüler und Schülerinnen mit den Lehrkräften in einem italienischen Restaurant; anschließend ging es zum gemeinschaftlichen Bowling.

Gegen 22:00 Uhr endete der Abend, und nach der Austeilung der Teilnahmeurkunden an die Betreuer der Gruppen ging es zurück in die Obhut der Gastfamilien bzw. ins Hotel. 

Donnerstag 2.12.: Abreise

Wintereinbruch in Nordjütland mit Sturm und Schnee! Auf den Rat unserer dänischen Partner hin nahmen wir einen noch früheren Zug der Kleinbahn nach Aarhus, damit unser Anschluss auf jeden Fall klappen würde – entgegen unserer Befürchtung ging aber die ganze Fahrt durch die Winterlandschaft vollkommen problemlos vonstatten. 

 In den Folgetreffen wird es in Varaždin (Kroatien) um das Thema Freiheit, danach in Carboneras (Spanien) um Toleranz gehen.

 Das Auftakttreffen in Lübeck (s.diese homepage) fand bereits im Jahre 2019 statt; coronabedingt gab es eine Unterbrechung der Aktivitäten.

Winfried Harz, OStR i.R.   6.12.2021

Erasmus-Treffen in Grenaa – unvergessliche Begegnungen

Equality, Lighed, Igualdad, Jednakost oder Gleichheit. Verschiedene Sprachen und Länder – eine Bedeutung. Verschiedene Schüler und Lehrer – und doch so viele Gemeinsamkeiten.

Das Wort Gleichheit umfasst jedes Individuum innerhalb einer Gesellschaft, welches gleichwertig behandelt werden soll. 

Gleichheit ist einer der europäischen Grundwerte, welcher in dem diesjährigen Erasmus-Projekttreffen in Dänemark thematisiert wurde. Gemeinsam mit Schülern aus Dänemark, Spanien und Kroatien beschäftigten wir uns mit dem Thema, indem wir beispielsweise Mindmaps erstellten, Videos drehten, Gedichte verfassten oder Museen besuchten.  

Fünf Schüler, Amelina, Elisabeth, Finja, Jan und ich, Jessica, reisten gemeinsam unter Betreuung von Frau Krüger, Frau Pichura und Herrn Harz für fünf Tage nach Grenaa, um den Kulturaustausch mitzuerleben und uns mit dem zentralen Wert “Equality” zu befassen.  

Nach einer mehrstündigen Zug- und Straßenbahnfahrt zu der jütländischen Kleinstadt, welche sich im Norden an der Ostküste befindet, trafen wir in unseren Gastfamilien ein und waren sofort fasziniert von der Offenheit und Gastfreundschaft der Dänen. 

Während des Austausches war nicht nur das Wissen und Vorstellungen zur Gleichheit gefragt, sondern ebenfalls eine Menge Englischkenntnisse, da es allein in dieser Sprache möglich war, uns zwischen den Nationalitäten , abgesehen von den Kroaten, die ein wenig Deutsch konnten, zu verständigen. 

Im Laufe der Woche taute die multinationale Gruppe aus ungefähr 34 Schülern durch verschiedenste Aufgaben und Exkursionen auf: Nach mehreren Kennenlernaufgaben setzten wir uns an das Thema “Equality” und mussten nicht nur unser Hintergrundwissen zu den Ursachen von Ungleichheit in einer MindMap zusammenfassen, sondern auch unseren kreativen Geist in einem multilingualen, poetischen Text freien Lauf lassen. 

Am nächsten Tag fuhren wir nach Aarhus, einer spannenden Universitätsstadt, die sich etwa eine Stunde südlich von Grenaa befindet. 

Wir besuchten das Moesgaard – Museum, welches eine umfangreiche und sehr moderne Ausstellung zur Menschheitsgeschichte beinhaltete. Anschließend hatten wir eine erholsame Freizeit in Aarhus und konnten die Schönheit der Stadt betrachten und auch die liebevolle Weihnachtsdekoration bestaunen. 

Danach gingen wir in ein Museum für Geschlechtergleichheit, das einen Einblick in Geschlechterrollen und die Entwicklung im Laufe der Jahrzehnte bietet. 

Am letzten Tag rundeten wir das inhaltliche Programm zu “Equality” mit selbstgedrehten Videos ab, welche in Form von beispielsweise Reportagen oder Märchen das Problem der Ungleichheit konkretisieren sollte. 

Hierbei kam eine Vielfalt von Ergebnissen zustande, welche die erfolgreiche Zusammenarbeit innerhalb der Gruppen widerspiegelte. 

Am Ende schlossen wir den letzten Abend bei einem gemütlichen italienischen Essen mit anschließendem Bowling ab, wo jeder nochmal sein sportliches Können unter Beweis stellen konnte. 

Lustigerweise fing es an zu schneien, was für die Reisenden anfangs etwas besorgniserregend war aufgrund der Rückreisegefährdung, jedoch insbesondere die Spanier, welche noch nie richtigen Schnee erlebt hatten, faszinierte. Diese Chance nutzen einige Schüler zum Austoben im ersten richtigen Schnee des Jahres und zum schnellen Abschied in der eisigen Kälte.

Zusammenfassend war das dänische Erasmus-Treffen für mich eine sehr bereichernde und schöne Erfahrung und eine unglaubliche Chance, die ich immer wieder ergreifen würde. 

Wir waren nicht nur begeistert von der Offenheit und Freundlichkeit der anderen Schüler, sondern auch von der Mentalität. Es war sehr interessant zu beobachten, inwiefern wir uns voneinander unterscheiden, doch gleichzeitig war es überraschend festzustellen, wie gleich wir doch eigentlich sind. 

Der Grat zwischen kultureller Diversität und Gleichheit war überraschenderweise ein sehr schmaler – das Einzige, was uns einschneidend voneinander unterschied, war unsere Sprache. Und selbst damit konnten wir lustige Feststellungen machen und gleichzeitig unseren internationalen Wortschatz erweitern. Beispielsweise meinten die internationalen Schüler, dass sich Deutsch anhört, als wären wir immer sauer oder die Dänen beschrieben, dass ihre Sprache sich so anhöre, als würden sie eine Kartoffel im Mund haben. Viele solcher Feststellungen und Witze machten die gesamte Atmosphäre sehr angenehm und weckten das Interesse aller für die anderen Kulturen.

Rückblickend waren wir Schüler aus solch verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Mentalitäten oder Werten, und trotzdem fanden wir am Ende doch zusammen und merkten, dass auch, wenn wir nicht die gleiche Sprache sprechen und in unterschiedlichen Teilen Europas aufgewachsen sind, wir doch von unserem Verhalten, von unseren Witzen oder von unseren Erfahrung her trotzdem irgendwie verbunden sind und es sich lohnt, einen solch internationalen Kontakt zu pflegen sowie eine solch einmalige, besondere Erfahrung zu machen. Es war nahezu bedrückend zu wissen, dass wir bald wieder so weit voneinander entfernt sein werden, weil es sich am Ende der Woche, wo wir uns fast wie eine Klasse zusammengefunden hatten, bei Weitem nicht so angefühlt hat. 

Text und Foto: Jessica Maier